Am 2. Juli 2023 verstarb vollkommen überraschend Kersten Hänel, Gründungsmitglied des Vereins Sächsischer Ornithologen. Zuletzt war er Professor für Tierökologie und Naturschutz an der Fakultät Agrarwissenschaften und Landschaftsarchitektur der Hochschule Osnabrück.
Nach dem Schulabschluss in Neuwürschnitz (Erzgebirgskreis), seinem Heimatort, erlernte er den Beruf eines Werkzeugmachers und arbeitete bis zur politischen Wende in diesem Beruf. Als Zivildienstleistender kam er zum Landratsamt Hohenstein-Ernstthal, wo er danach Sachgebietsleiter der unteren Naturschutzbehörde wurde und maßgeblich an der Ausweisung verschiedener Schutzgebiete mitwirkte. Während dieser Zeit legte er an der Abendschule in Stollberg das Abitur ab. Von 1994-1999 studierte er Landschaftsarchitektur an der Technischen Universität Dresden. Nebenbei war er in einem Landschaftsplanungsbüro tätig und sammelte damit Erfahrung für seine Arbeit in diesem Fachgebiet. Ab 2002 wechselte Kersten an die Universität Kassel, wo er bis 2007 zunächst seinen Doktortitel erwarb. Bis 2018 blieb er hier als wissenschaftlicher Mitarbeiter in Drittmittelprojekten. Auch während dieser Zeit war er zusätzlich in einem Landschaftsplanungsbüro tätig. Seinen Lebensmittelpunkt hatte er nach Hameln verlegt, wo er fortan zusammen mit seiner Frau Karin lebte. Hier kamen auch seine beiden Töchter Lina und Janne zur Welt. Nach einer kurzen Stippvisite in der unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Hameln-Pyrmont wurde er schließlich als Professor an die Hochschule Osnabrück berufen, wo er bis zu seinem Tod tätig war.
Seine ornithologischen Aktivitäten begannen bereits in frühester Jugend. Als ich ihn kennenlernte, er mag damals vielleicht elf oder zwölf Jahre alt gewesen sein, hatte er schon eine stattliche Rupfungssammlung. Mit diesem Spezialwissen arbeitete er als junger Ornithologe bereits in einer Sperberuntersuchung im Raum Karl-Marx-Stadt mit und unterstützte später im VSO die damals gut besuchten Rupfungswochenenden. Nach seinem Studium befasste er sich mit dem Ortolan in der Moritzburger Kleinkuppenlandschaft und schrieb seine Ergebnisse in einer noch heute oft zitierten Arbeit in unseren „Mitteilungen“ nieder. In seiner neuen Heimat in Niedersachsen blieb er der Ornithologie treu und arbeitete ab 2004 zusammen mit Freunden an der Untersuchung und dem Schutz des Uhus im Weserbergland.
Beruflich befasste sich Kersten Hänel mit grundlegenden Aspekten im Naturschutz. Seine beeindruckende Publikationsliste weist vor allem Titel auf, die sich mit Themen wie Biotopverbund, Wiedervernetzung von Ökosystemen oder Grüne Infrastruktur auseinandersetzen.
Mit Kersten Hänel geht nicht nur ein Wissenschaftler verloren, sondern auch ein Mentor, Kollege und nicht zuletzt ein guter Freund! Der VSO wird Kersten stets in gebührender Erinnerung behalten.
Thomas Hallfarth