Um 1960, also in den Jahren unmittelbar vor der „sozialistischen Umgestaltung der Landwirtschaft“ und damit dem Übergang zur Großraumwirtschaft gab es noch Rebhühner und Feldhasen in jedem der Täler um Königswalde bei Annaberg und auf jeder feuchten Wirtschaftswiese brüteten Braunkehlchen. In diesen Jahren führten in Elterlein Richard Stopp (1916-1975) und sein Sohn Karl (1943-1985) und in Annaberg-Bucholz Volkmar Weiß (geb. 1944) ornithologische Tagebücher. Die Absicht, durch eine quantitative Skalierung der Beobachtungshäufigkeiten Aussagen über Veränderungen zu treffen, ließ sich nicht verwirklichen, da sich im Annaberger Raum kein ortsansässiger Beobachter fand, der derzeit selbst aus einer mehrjährigen feldornithologischen Erfahrung heraus Art für Art den Vergleich mit den Jahren um 1960 ziehen kann. Deshalb hat Karl Stopps Sohn Andreas, selbständiger Fotograf in Aue, die Aufgabe übernommen, die Tagebücher zu digitalisieren. Sie lassen sich auf der Homepage von Volkmar Weiss aufrufen, siehe http://www.v-weiss.de/beobachtungen.pdf und sind als Netzpublikation auch bei der Deutschen Nationalbibliothek eingestellt und kostenlos aufrufbar, siehe
Über manchen naiven Satz darf man lächeln, Rechtschreibefehler verzeihen. Richard Stopp war 1960 ein erfahrener Beobachter; Karl und Volkmar lernende Jugendliche, jedoch mit sicheren Kenntnissen bei allen häufigen Arten. Volkmar Weiss bestand 1961 in Neschwitz bei Gerhard Creutz die Prüfung als Vogelberinger.
Durch berufliche Trennungen bedingt, sind die Erfahrungen der drei Beobachter in Heinz Holupireks grundlegende Arbeit: Die Vögel des hohen Mittelerzgebirges. Beiträge zur Vogelkunde 15 (1970) 105-184, nur teilweise mit einbezogen worden. Man sollte vom Lesen in den Tagebüchern keine neue Entdeckungen erwarten. Man darf aber davon ausgehen, daß sich 2030, 2040 oder 2060 im Raum um Schneeberg, Annaberg oder Marienberg – also in vergleichbarer Höhenlage – sich ein oder mehrere Beobachter finden werden, die ihre eigenen Erfahrungen sorgfältig mit dem Zustand um 1960 vergleichen werden. Eine Skalierung der Veränderung der Arthäufigkeiten wird dadurch erleichtert, daß Volkmar Weiss 1961 sich bereits an einer Zusammenfassung versucht hat, die ebenfalls mit digitalisiert worden ist. Diese vorläufige Zusammenschau von damals, die Tagebücher selbst und die Holupireksche Veröffentlichung dürften zusammen eine ausreichende Grundlage bilden, die Veränderungen einzuschätzen, so wie das in der Einleitung der Datei angeregt wird.
Volkmar Weiss
Dr. rer. nat. habil. Dr. phil. habil. Volkmar Weiss Leipzig