Monitoring

Ein zunehmend wichtiges Arbeitsfeld, auch hinsichtlich naturschutzfachlicher Fragestellungen, sind Monitoringprogrammen zur Bestandsüberwachung der wildlebenden Vogelarten im Freistaat. In Deutschland gibt es eine Reihe von Monitoring-Projekten, die vom Engagement ehrenamtlich tätiger Spezialisten getragen werden. Diese Seite gibt einen Überblick zu den laufenden überregionalen und regionalen Monitoringprogrammen. Jeder, der Interesse an der Mitarbeit an einem dieser Programme hat, kann sich direkt bei den Koordinatoren melden oder aber beim Vorstand des VSO. Dort gibt es bei Bedarf weitere Informationen.

Neben den hier genannten Projekten gibt es noch zahlreiche spezielle Programme auf Ebene der Bundesländer. Diese werden entweder durch Verbände getragen oder durch zuständige Behörden (z.B. Staatlichen Vogelschutzwarten oder Landesämter). Auch zu einzelnen Arten gibt es bundesweite oder überregionale Spezialistengruppen (z.B. Weißstorch, Wanderfalke, Kranich), die sich sowohl mit dem Schutz als auch mit der Bestandsüberwachung der jeweiligen Art befassen. Engagierte Mitarbeiter sind in allen ehrenamtlich organisierten Arbeitsgruppen stets willkommen.

DDA-Monitoring häufiger Brutvogelarten
DDA-Monitoring seltener Brutvogelarten
Internationale Wasservogelzählung
Monitoring Greifvögel und Eulen
Integriertes Monitoring von Singvogelpopulationen

DDA-Monitoring häufiger Brutvogelarten (MhB)

Diese Programm befasst sich mit Siedlungsdichteuntersuchungen auf ausgewählten Probeflächen und in unterschiedlichen Lebensräumen. Es ist das wichtigste deutsche Monitoringprogram und liefert die Daten für die Beurteilung der Wirksamkeit von Maßnahmen nach der Vogelschutzrichtlinie und Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie. Für eine möglichst hohe Aussagekraft und Standardisierung werden nach dem neuen Verfahren nicht mehr frei wählbare Probeflächen bearbeitet. Stattdessen wurden bundesweit 1000 Probeflächen und zusätzliche Landesflächen (140 Flächen insgesamt in Sachsen) von 1km² Größe vom Statistischen Bundeamt ausgewählt um möglichst alle in Deutschland vorkommenden Lebensraumtypen abzubilden. Zur Erhebung findet viermal im Frühjahr eine Linienkartierung statt. Diese Begehungen werden nach den „Methodenstandards zur Erfassung der Brutvögel Deutschlands“ ausgewertet. Zeitnah erscheint eine Auswertung der Ergebnisse als Bericht „Vögel in Deutschland“.

Seit dem Jahr 2011 zahlt der Freistatt Sachsen eine Aufwandsentschädigung, die aktuell 270,-EUR für jede vollständig bearbeitete Fläche beträgt. Auf den DDA-Seiten ist eine Karte mit noch freien Probeflächen einsehbar. In Sachsen warten gegenwärtig (Dezember 2021) noch 28 der 140 Probeflächen auf einen Bearbeiter!

Weitere aktuelle Infos finden sich auf der Monitoring-Seite des DDA

DDA-Monitoring seltener Brutvogelarten (MsB)

Zu wirklich seltenen Brutvogelarten gibt es oftmals sehr genaue Bestandszählungen oder sehr zuverlässige Schätzungen. In diesen Fällen muß man nicht auf Probeflächenerfassungen und Hochrechnungen zurückgreifen, sondern kann auf die genauen Datensammlungen von Spezialistengruppen bzw. der Vogelschutzwarten der Bundesländer zurückgreifen. Der DDA bemüht sich um eine möglich vollständige Zusammenstellung der verfügbaren Informationen und publiziert die Ergebnisse in entsprechenden Berichten.

Für weitere seltene Arten die sich nur schwer über jährliche Komplettzähluneg erfassen lassen, wird seit 2012 ein Probeflächen-basiertes Monitoring aufgebaut. Die Probeflächen richten sich nach dem Vorkommen der Zielarten und sind deswegen nicht wie beim MhB per stratifizierter Zufallsstichprobe vorgegeben.

2016 hat der VSO ein sächsisches MsB-Konzept entwickelt und erste Schritte unternommen ein Zählflächennetzwerk für das MsB aufzubauen. Mit der Saison 2017 wurde das MsB in Sachsen zunächst mit der Erfassung von gewässergebundenen Arten gestartet. Ab 2017 hat der DDA gemeinsam mit den Landesverbänden und Artexperten spezifische Methoden zur Erfassung von Arten(gruppen) erarbeitet. Die Module zur Erfassung von Koloniebrütern (Graureiher, Saatkrähe, Uferschwalbe) laufen seit 2018. 2020 startete ein Modul zur Erfassung von Spechten und 2021 folgte ein großes Modul zur Trenderfassung von Stillgewässerbewohnenden Arten folgen. Auch die Brutpaarzahlen von Möwenkolonien können seit 2021 über ein MsB-Modul jährlich erfasst werden.

Der Freistatt Sachsen unterstützt die Aktivitäten des VSO und ist in die fachliche Planung und Umsetzung eingebunden. Für die Koordinierung und den Erfassungsaufwand erfolgt im Modul Uferschwalbe die Zahlung einer Aufwandsentschädigung aus Haushaltsmitteln der BfUL.

Internationale Wasservogelzählung

Die Wasservogelzählung ist eines der ältesten internationalen Monitoringprogramme überhaupt. Die Zentrale für Wasservogelforschung im Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA) fasst die Ergebnisse der jährlichen Zählungen der Wasservogelarten in Deutschland zusammen. In den neuen Bundesländern laufen dabei die Informationen zunächst im Förderverein für Wasservogelökologie und Feuchtgebietsschutz e.V. zusammen, der sich als Nachfolger der Forschungsstelle für Ökologie der Wasservögel und Feuchtgebiete der Universität Potsdam konstituiert hat. Die Zuarbeit in den einzelnen Bundesländern ist unterschiedlich organisiert. In Sachsen werden die Zählungen je nach Region vom Landesbund Sächsischer Heimatschutz, vom VSO und vom NABU durchgeführt. Die Erfassungsmethodik ist recht einfach. Zu ganz bestimmten Terminen wird die Anzahl der Wasservögel auf bestimmten Zählstrecken erfasst und die Ergebnisse werden auf standardisierten Zählbögen festgehalten.
Literatur zum Weiterlesen: Sudfeldt, C., Anthes, N. und Wahl, J. (2000): Stand und Perspektive des Wasservogelmonitorings in Deutschland. Vogelwelt 121: 307-317 oder Frey, T. und Naacke, J. (2001): Auswertung von Daten der periodischen Wasservogelzählungen 1983 bis 2000. Möglichkeiten am Beispiel der Länder Brandenburg und Berlin. Naturschutz Landschaftspflege Brandenburg 10 (4): 140-153. Ansprechpartner: Dr. Christoph Sudfeldt.

Monitoring Greifvögel und Eulen

Sperlingskauz, von Jens Halbauer

Dieses Projekt startete bereits 1988 am Institut für Zoologie der Universität Halle (Saale). Wer sich beteiligen möchte, sollte eine oder mehrere Greifvogel- oder Eulenarten auf einer größeren Kontrollfläche jährlich untersuchen. Von Interesse sind dabei sowohl Angaben über den Brutbestand als auch die Feststellung des Bruterfolges. Die Ergebnisse werden in einem jährlichen Bericht zusammengestellt, der jedem Mitarbeiter kostenlos zur Verfügung steht. An diesem Programm sind inzwischen mehrere europäische Länder beteiligt. Weitere Informationen sind auf der Homepage http://www.greifvogelmonitoring.de zu finden.
Literatur zum Weiterlesen: Stubbe, M., Mammen, U. und Gedeon, K. (1996): Das Monitoring-Programm Greifvögel und Eulen. Vogelwelt 117: 261-267 oder Mammen, U. (1998): Zentrale Datenbank für Greifvögel und Eulen. Der Falke 45: 164-169. Ansprechpartner: Ubbo Mammen.

Integriertes Monitoring von Singvogelpopulationen

Im Jahr 1999 wurde von den drei deutschen Vogelwarten das neue Projekt „Integriertes Monitoring von Singvogelpopulationen“ (IMS) gestartet. Dahinter verbirgt sich ein standardisiertes Erfassungsprogramm für Beringer, das sich methodisch an das sogenannte „Constant-Effort-Site“-Verfahren aus Großbritannien anlehnt. Speziell ausgebildete und geprüfte Beringer errichten Netzstandorte, an den alljährlich nach einem strengen Zeitregime Vögel gefangen und beringt werden. Auf Basis der so gewonnenen Daten lassen sich nicht nur Rückschlüsse auf Bestandsveränderungen ziehen, sondern auch Hinweise zum Reproduktionserfolg und den Überlebensraten der einzelnen Arten.
Literatur zum Weiterlesen: Bairlein, F., Bauer, H.-G. und Dorsch, H. (2000): Integriertes Monitoring von Singvogelpopulationen. Vogelwelt 121: 217-232 oder Bairlein, F. (2000): Nicht nur Köpfe zählen. Integriertes Monitoring als Grundlage für einen effektiven Vogelschutz. Vogelschutz 3: 28-31.